Aareschifffahrt von Biel nach Solothurn – 15. Mai 2024 – Frühlingsausflug der Veteraninnen des Zürcher Turnverbandes
ZTV-Veteraninnen auf Reisen
Wettervorhersagen sind so eine Sache. Ausgerüstet sind wir für Regen und Gewitter aber schon bald leuchtet uns die Sonne ins Gesicht und schon heisst es: «Biel – Alle aussteigen» und…..woah-oh-oh – wer findet Nemo»?
An der Schiffstation werden wir begrüsst mit dem Slogan: Willkommen auf dem längsten Wasserweg der Schweiz. Einsteigen bitte! Bald ist unser Schiff ‘Rousseau’ voll besetzt. Freundliche Matrosinnen und Matrosen fragen nach unseren Getränkewünschen und schon bald wird überall mit Wasser, Bierli und Wein – mit und ohne Gesang – angestossen. «Schau da oben ist Magglingen»! Schon bald schwimmen wir auf die Schleuse Port zu. Eindrücklich wie die Wassermengen sich bewegen und wie unser Schiff immer tiefer in der Schleuse sinkt. Schon öffnet sich das Tor und es geht weiter. Unser feines Mittagessen wird serviert.
Unsere Blicke wandern immer wieder über die herrliche Landschaft. Grün in allen Variationen, vorbei an Büren a.A., Grenchen und Altreu. Die Altreuer Störche füttern fleissig ihre Jungen in den Nestern.
Schön war es auf der ‘Rousseau’! Unsere Reise geht jetzt in Solothurn zu Fuss weiter. In vier Gruppen erkunden wir die Stadt.
Einsteigen bitte |
unser Schiff ‘Rousseau’ |
Es macht Spass |
Monika Di Giannatale begrüsst uns fröhlich in der circa 2‘000 Jahre alten, schönsten Barockstadt der Schweiz. Ein genaues Gründungsdatum sei nicht verbrieft aber Funde von Olivenöl, Salz und Keramik weisen aufgrund von Ausgrabungen auf dieses Alter hin.
Im herrlichen Park auf der Krummturmschanze erfahren wir die Geschichte des Wehrturms. Erbaut wurde dieser damals zur Verteidigung. Später wehrten sich die Solothurner auch gegen die Berner, welche versuchten ihr Land anzuknabbern.
Leicht schief wirkt der Turm durch seine eigenartige, fünfeckige Dachform. Im Hof steht eine Kanone, welche uns gerade für ein Gruppenbild einlädt. 1905 wurde ein grosser Teil der Krummturmschanze (Teil eines Wehrgürtels im Kern der Stadt) niedergerissen, und unsere Stadtführerin erwähnt, dass genau aus diesem Anlass damals der Schweizer Heimatschutz gegründet wurde.
Weiter geht’s zum Aaremürli. Früher befand sich hier die Solothurner-Drogenszene. Heute sitzt man gemütlich vor dem «Chutz» oder einem anderen herzigen Beizli und geniesst das dolce far niente an der Aare. Die Einheimischen nennen das Aaremürli heute: «Barstrasse». An dieser Stelle ist der Fluss am engsten und die Römer haben sich 260 Jahre nach Christus aus diesem Grunde hier niedergelassen und eine Brücke geschlagen. Sie bringen Olivenöl, Salz und die römischen Bäder. Ab jetzt wäscht man sich.
Auch Solothurner Wein (Le Soleur), der aber in Le Landeron wächst, wurde früher an dieser Stelle nach stundenlanger Fahrt auf der «Sur Soleur», so nannte man im Mittelalter den sehr wichtigen Wasserweg zwischen der Stadt Solothurn und den drei Seen. Der Besatzung der Barken war es erlaubt – als Ergänzung zum miserablen Lohn – vom mitgebrachten Wein trinken. Bei den Kontrollposten riefen sie jeweils etwas undeutlich: «Sur Soleur», und so durften sie unkontrolliert weiterfahren. Noch heute benutzen die Solothurner diese Redensart «Sur Soleur» scherzhaft, wenn jemand zu viel getrunken hat.
unter fachkundiger Führung |
altes Landhaus, früherer |
St. Ursen-Kathedrale |
Schon früher war Solothurn eine weisse, reiche und saubere Stadt. Viele Bauten sind mit dem weissen Kalkstein vom Weissenstein gebaut. Sie nennen diesen Stein ihren Solothurner Marmor. Früher gab es nichts Negatives in der Stadt. Kein Bordell, kein Spital und kein Waisenhaus. Diese Bauten wurden alle in die Vorstadt verbannt. Kleine Anmerkung unserer Stadtführerin – Für eine Narkose im Spital wurden früher circa 1,6 l Rotwein verabreicht.
Jetzt stehen wir von einer Stein-Skulptur – genannt der Füdlistein. Dieser Stein stand früher am Berner-Tor mit der Botschaft: «Lasst uns in Ruhe». Er war ein Zeichen dafür, dass die Solothurner den Bernern nicht immer so wohlgesinnt waren.
Herrlich vor der St. Ursen-Kathedrale (Ursus ist der Schutzpatron der Solothurner) zu stehen. 1762 wurde diese von Gaetano Matteo Pisoni erbaut. Fasziniert übernimmt er die heilige und mystische Zahl 11 der Solothurner. Die Freitreppe hat dreimal 11 Stufen. Im Glockenturm hängen 11 Glocken. Die Bauzeit betrug 11 Jahre. In der Kathedrale sind 11 Altäre rundherum verteilt. Steht man zuvorderst auf dem 11-ten schwarzen Quadrat-Stein, kann man alle Altäre sehen. Auch die wunderschöne grosse Orgel – ihre Anzahl der Pfeifen sind durch 11 teilbar.
Einzig auf dem Taufstein aus Carrara Marmor, welcher Judith Albert nach dem Brandanschlag vom 4.1.2011, erschaffen hat, finden wir in Form von Blüten an der Ranke die neue Zahl 8. Diese Zahl bedeutet Ewigkeit.
Auch in Solothurn herrschte früher Hungersnot und Pest. Doch 1530 schlug der französische Ambassador seinen Sitz hier auf. Er bringt Wohlstand, hat viele Bedienstete (90), lässt Wein aus den Brunnen fliessen, verteilt Geschenke und lässt Feste feiern. So wird mancher junge Mann, für welchen es bei 10 Geschwistern keine Arbeit und keinen Hof in Solothurn gibt, zum Söldner und zieht für die Franzosen in die Kriege. Diese Ambassadorenzeit dauerte rund 300 Jahre und machte Solothurn zu einer wohlhabenden Stadt und wird darum auch heute noch Ambassadorenstadt genannt.
Der letzte Bummel auf den Marktplatz und es heisst Abschied nehmen von der 11i-Stadt mit den 11 Brunnen, 11 Kapellen und 11 Museen usw. Vielleicht gibt es auf dem Weg zum Bahnhof noch ein Solothurner Öufi-Bier mit 11 Prozent Rabatt?
Herzlichen Dank Ursi Bieri und an Alle die für uns diese schöne Reise organisiert haben. Wir freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen mit den Veteraninnen des Zürcher Turnverbandes.
Text: Erica Brennwald Meile – DTV Oetwil am See
Bilder oben: Jrene Oeschger; Bilder unten: Renate Ried
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Ziel der Veteraninnen des Zürcher Turnerverbandes ist die Verbundenheit und den Kontakt zwischen ehemaligen oder noch aktiven Turnerinnen aufrecht zu erhalten.
Eine Alterslimite für die Aufnahme gibt es nicht, jedoch ist die Aktiv-, Passiv-, Frei- oder Ehrenmitgliedschaft in einem dem ZTV angeschlossenen Verein oder einer Riege Bedingung.