Schweizer Meisterschaften Rhythmische Gymnastik, 1./2. Juni 2024 in Winterthur
19 SM-Medaillen, die Zürcherinnen nutzen den Heimvorteil
Nach einer Verletzungspause meldete sich Lauren Grüniger (RG Glarnerland/RLZ ZH) eindrücklich zurück. Bei der Elite ‚Senior P6‘ gewann sie Silber im Mehrkampf, der aus je einer Übung mit den Handgeräten Reif, Ball, Keulen und Band besteht sowie vier Medaillen in den Gerätefinals (Gold Reif, Silber Band, sowie Bronze Ball und Keulen). Erst am 27. Mai zurück aus Ungarn von ihrem ersten Einsatz an Europameisterschaften ist Nayenne Polini Ashenaffi (RG Opfikon-Glattbrugg). An der SM in Winterthur wurde sie im P6 Vierte. Sie gesteht, dass nach der EM etwas die Luft draussen ist. Den Auftritt in der Axa-Arena wollte sie aber auf keinen Fall missen. «Dieses Wochenende wollte ich einfach die Zeit auf dem Teppich geniessen und jeden Moment auskosten. Das Publikum war grossartig. Ich bin glücklich, RG ist meine Leidenschaft.»
Karyna Frolova (RG Opfikon-Glattbrugg/RLZ ZH) gewann den Mehrkampf ‚Junior P5‘, sowie vier Medaillen in den Gerätefinals (Gold Keulen, Silber Ball und Reif, sowie Bronze Band). Die 15-Jährige liebt alle Handgeräte, am meisten Ball. «Es ist das erste Handgerät, mit welchem ich eine Kür zeigen durfte», erklärt sie. Das beliebte Spielgerät ist allerdings in der RG nicht als einfach zu bezeichnen. Der Ball darf nie gegriffen werden und kann daher leicht wegrollen. Frolova beindruckt: Zum Song ‚Halleluja‘ schwebt sie über den Teppich und lässt dabei den Ball über den Boden und ihren Körper rollen, wirft ihn hoch in die Luft und fängt ihn hinter dem Körper ohne Blickkontakt auf.
Lauren Grüniger |
Karyna Frolova |
Tamila Marushchak |
Seriensiegerin Tamila Marushchak
Die bisherige Karriere von Tamila Marushchak (RG Opfikon-Glattbrugg/RLZ ZH) ist beeindruckend: Die 13-Jährige reist seit ihrem ersten Start 2021 an nationalen Titelkämpfen stets mit Gold nach Hause. Auch in Winterthur tritt sie in der Kategorie ‘Pre-Junior P4’ als Favoritin an. Mit 3,3 Punkten Vorsprung gewinnt sie den Mehrkampf. Marushchak überzeugt, wie sie mit einer Leichtigkeit Schwierigkeiten aneinanderreiht, als wäre es ganz einfach. Dabei lässt sie zum Beispiel die Keulen ausserhalb des Gesichtsfeldes kreisen. Wenn Marushchak über ihren Sport spricht leuchten ihre Augen. Seit 2019 trainiert sie im Regionalen Leistungszentrum des Zürcher Turnverbandes in Uster, aktuell sind es 25 Stunden pro Woche. Tamila Marushchaks Ziel ist es, einmal international für die Schweiz starten zu können. Der sportliche Weg stimmt. Was ihr noch fehlt, ist der Schweizer Pass. Der Antrag ist gestellt. Dass sie sich ohne Pass in Winterthur nicht offiziell als Schweizer Meisterin feiern lassen kann, ist für sie an diesem Sonntag ein kleiner Wermutstropfen. «Das Wichtigste ist, dass ich stolz auf mich sein kann», sagt die 13-jährige, die Enttäuschung kann sie jedoch nicht ganz verbergen.
Als zweite im Pre-Junior P4 darf sich Miya Gemma (RG Rüschlikon/RLZ ZH) feiern lassen. «Einer meiner Träume hat sich heute erfüllt», erklärt die 13-jährige strahlend nach der Siegerehrung. Neben den schwierigen Körperelementen und Würfe der Handgeräte überzeugt Gemma mit ihrer Ausstrahlung. Dafür, dass sie die Kür mit Band am schwierigsten findet, meistert sie sie mit Bravour. Mit Temperament und kraftvollen Schritten interpretiert sie die Musik und lässt dabei mit feinen Impulsen aus dem Handgelenk, das an einem Stab befestigte 6m lange Band tanzen. Am Ende bekommt sie die hohe Note von 24,800 und damit die höchste Band Wertung ihrer Stufe.
Miya Gemma |
Lee Ann Zimmermann |
Nina Mordasini |
Nachwuchs Gymnastinnen glänzten trotz grosser Halle
Die besten Athletinnen aus der Schweiz mussten sich ihren Startplatz an der SM via Qualifikationswettkämpfe sichern. Daher war schon die Teilnahme ein grosser Erfolg. Die Grösse der Axa-Arena, die anderen Lichtverhältnisse, das Heimpublikum war vor allem für die jüngeren Gymnastinnen nicht einfach. Es beflügelte, löste aber auch Stress aus. «Die P3-Mädchen waren leider zu aufgeregt, um wirklich fehlerfrei zu sein. Die Ergebnisse können sich trotzdem sehen lassen», erklärte Camille Souloumiac, Cheftrainerin des RLZ Zürichs und ergänzte: «Einfach schade konnten sie nicht ihr ganzes Potential ausschöpfen.» Lee Ann Zimmermann (RG Langenthal/RLZ ZH) wurde Zweite. Emilia Popova (RG Rüschlikon/RLZ ZH) vierte und Leona Kaisan (RG Opfikon-Glattbrugg/RLZ ZH) fünfte.
Die Atmosphäre in Winterthur beflügelte Nina Mordasini (RG Wetzikon/RLZ ZH). Sie zeigte ihren besten Mehrkampf (ohne Handgerät, Reif und Ball) der Saison. Gegenüber der Qualifikation steigerte sie sich um 4,45 Punkte. Das hohe Total von 66,550 reichte zu Gold und dem Schweizer Meistertitel Jugend P2. Silber ging an Sarah Schudel (RG Wetzikon/RLZ ZH) und Bronze an Shana Leimbach (RG Opfikon-Glattbrugg/RLZ ZH). Auf Rang 4 klassierte sich Vivienne Basic (RG Opfikon-Glattbrugg/RLZ ZH).
Gold für die Gruppe G3
der RG Zürichsee/Zürich
Die Gruppen Wettkämpfe bilden immer ein Highlight an den RG-Wettkämpfen. Eine Gruppe besteht aus jeweils 5 Gymnastinnen, die zusammen immer wieder neue Bilder auf die Wettkampffläche zaubern. Die mitreissende Musik liess das Publikum rhythmisch mitklatschen. Mit drei Gruppen für die SM qualifizieren konnte sich die RG Zürichsee/Zürich. Die Gruppe G3 (Altersklasse 13-15) mit Alexa Evertz, Alisa Masyutina, Anastasiia Masur, Alessia D'Ottaviano und Victoria Miroshnikova siegte. Die jüngeren erturnten sich jeweils Bronze im G2 bzw. G1.
Ein kleiner Verein leistet Grossartiges
Einen Pokal verdient hätte auch das OK. Die OK Präsidentin Simone Fust ist nach dem Anlass noch ganz emotional. «Es war ein unglaubliches Wochenende. Ich bin erleichtert, stolz und natürlich auch müde.» Als sie zusammen mit Corinne Frei einen Anlass in der AXA-Arena besuchte, kam zuerst als Spass, die Idee auf in dieser Halle eine Schweizer Meisterschaft zu organisieren. «Der Gedanke liess uns nicht los. Jetzt hat es bei uns endlich eine passende Halle, wir mussten die Chance einfach nutzen», so Simone Fust. Für einen kleinen Verein, wie die RG Winterthur-Weinland kein leichter Entscheid. Vor allem das finanzielle Risiko wog schwer, aber auch das Thema Helfersuche. Der Verein besteht aus 35 Mitgliedern, davon die meisten sehr jung. Die Eltern mussten überzeugt werden, auch wenn ihre Kinder gar nicht startberechtigt sind. Mit grossem Engagement und Herzblut wurden diese nationalen Titelkämpfe auf die Beine gestellt. Als am Samstagabend sich abzeichnete, dass der Anlass auch einen Gewinn abwerfen wird, konnte das OK aufatmen. «Ein Verlust hätte unseren kleinen Verein ruiniert. Die vielen Komplimente seitens Gymnastinnen, Trainerinnen und Offiziellen hat uns extrem gefreut.» Das OK dank allen Helfenden, insbesondere dem Elternverein des RLZ Zürichs, dem Faustball Seuzach und dem TV Thundorf.
Text: Renate Ried
Bilder: Stefan Emch
Alle Übungen der SM RG im Video Center des STV